Als ich so nach meinem Termin in Stuttgart mehr oder weniger zufrieden durch den Flughafen schlenderte, fiel mir eine "Werbung" für die Kapelle im Flughafengebäude auf. Sehr interessanter Titel

"Die Kirche zwischen Ankunft und Abflug."

Worauf mögen diese Worte denn abzielen? Darauf, dass wir uns einfach Zeit nehmen sollten, einem Gott, oder an wen auch immer der Einzelne von uns Glauben möchte, dafür zu danken, dass wir den Weg zum Flughafen gefunden haben, und es genau hier an der Zeit ist, in die Kirche zu gehen. Vielleicht waren wir ja schon ewig nicht mehr in dem unserem Glauben zugeordneten Gotteshaus. Da wäre es doch gut, wenn wir sowieso gelangweilt auf den Abflug warten, dem zu gedenken, der uns das alles ermöglicht hat.

Oder ist es vielleicht auch tiefsinniger gemeint. Grundsätzlich kann man doch auch davon ausgehen, dass unser gesamtes Dasein einer Ankunft, und in weitere Folge einem Abflug gleicht. Auch wenn das Plakat mit Sicherheit nicht den zweiten Aspekt gemeint hat, möchte ich meine Wartezeit nicht damit verbringen, in einer Kapelle zu sitzen, sondern den Gedanken weiterspinnen, der mir da gerade durch den Kopf schießt.

Was wäre denn wirklich so schlecht, wenn wir eigentlich hier in unserem Leben auf einer Zwischenstation gelandet sind, und eigentlich auf unseren Weiterflug warten, der uns vielleicht an eine Ort bringt, von dem wir hier nicht einmal im entferntesten Träumen können. Interessanter Gedanke, oder? Aber wieso ist es dann so, dass wir es nicht wissen, woher wir kommen, respektive, wohin wir gehen.

Vielleicht ist es so, wie für eine Cartoon-Figur, die in ihrer Zweidimensionalen Welt lebt, und es mit Sicherheit nicht versteht, dass es eine Außenwelt gibt, die auf ihr Dasein Einfluss nehmen kann. In einem sehr interssanten Buch, das mir mal in die Hände gefallen ist, wird dieser Aspekt sehr gut beschrieben. Warum soll es nicht so sein, dass wir quasi in unserem Leben einem Cartoon entsprechend auf der ersten Seite starten, einige Kapitel durch- und erleben, bevor wir am Ende dann ein mögliches Happy-End erleben, und aus dem Comic genommen werden, um dann in der nächsten Ausgabe nichtswissend, was in den letzten Erscheinungen passiert ist, unsere nächsten Geschichten erleben.

Hier wären dann die verschiedenen Ansichten der Religionen und Glaubensrichtungen interessant. Wie stehen diese dazu? Ich meine, nicht gerade die Cartoon-Variante, aber die Version, dass wir eigentlich nur Rolle in einem immer wiederkehrenden oder wieder beginnenden Spiel sind. Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, wenn wir unser Leben im Grossen und Ganzen als Spiel sehen, wo wir verschiedene Levels und Zusatzmissionen erfüllen müssen oder wollen, um irgendwann dem großen Endgegner (zugegeben, ich zocke ganz gern) gegenüber zu stehen, und nach dessen Erledigung die Gaude auf uns wartet.

Vielen unserer Mitmenschen wäre es sicher eine große Hilfe, nicht immer alles so verbissen zu sehen, und möglicherweise auch Dingen nach zu eifern, ohne zu wissen, wozu sie das tun. Vielleicht sollten wir alle mal darüber nachdenken, ob es Sinn macht, immer nur einem Erfolg nach zu laufen, ohne ihn vielleicht nie erreichen zu können, weil dieser von außen bestimmt und immer verändert wird.

Was so meinen Gedanken zum Ende kommen lässt. Denkt mal alle daran, mehr zu spielen, wie auch immer das Spiel für den Einzelnen definiert ist. Sei es, mit den eigenen Kindern zu spielen, mehr Zeit der Zweisamkeit zu widmen, oder einfach zu geniessen, was mit Sicherheit auch eine Art Spiel ist, und wenn es das Spiel mit Gedanken und Worten ist....